49, Friseurin
Meine Mutter war krank und ich kam gerade vom Krankenhaus, hatte die Nacht ganz schlecht geschlafen. Da war nur dieses leidende, schmerzende Schreien meiner Mutter. Ich kam direkt zur Arbeit, habe mich geschminkt, Lockenwickler gedreht und dann war ich präsent. Daran erinnere ich mich jetzt, wo ich dieses Bild sehe. Was soll ich bloß sagen? Da gucke ich wirklich in die Tiefe. Meine Mutter ist schließlich gestorben. Sie war an Leberzirrhose erkrankt, fortgeschrittenes Stadium. Endphase. Und diese Endphase war keine schöne. Sie so ansehen zu müssen, an Kabeln angeschlossen, mit den ganzen Geräten! Man hatte versucht, dass sie weiterlebt, solange es noch geht. Weil es ihr Wunsch war. Sie wollte verlängerte Maßnahmen. Und was für eine Frau sehe ich jetzt auf dem Foto? Wie bin ich? Eigentlich bin ich eine starke Persönlichkeit. Mit einem tiefen Blick. Einem ernsten Blick. Nachdenklich. Das sehe ich.